Benutzer:Hartmut Riehm/Alfred Kantorowicz (Literat)

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Alfred Kantorowicz (* 12. August 1899 in Berlin; † 27. März 1979 in Hamburg) war ein deutscher Literat und Professor für Neuere Deutsche Literatur.


Jugend und Studentenzeit in der Weimarer Republik

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Alfred Kantorowicz wächst in gutbürgerlichen Verhältnissen in einer aus Swinemünde stammenden jüdischen Kaufmannsfamilie auf. Zwar wohnhaft in der Krausnickstraße 1 verlebt er seine Kindheit oft am Holsteiner Ufer. Siebzehnjährig meldet er sich als Kriegsfreiwilliger und schreibt später: „Ich war als Junge im Ersten Weltkrieg wie alle meine Mitschüler kriegsbegeistert und konnte kaum erwarten, ebenfalls eingezogen zu werden. Wir kamen im Herbst 1917 als Besatzungssoldaten nach Kowno (Litauen), wo wir weiter geschliffen wurden, und im Herbst 1918 an die Westfront, um an der Ludendorff-Offensive teilzunehmen.” Kantorowicz' Kompanie wird bis auf fünf Mann „aufgerieben”, er erhält den einzigen Orden seines Lebens, das EK II. Nach Kriegsende absolviert er das Notabitur und nimmt das Studium der Rechts- und der Literaturwissenschaften in Berlin auf. Ersteres auf Wunsch der Eltern, letzteres aus Interesse an einer Arbeit als Journalist. Danach wechselt er nach München und anschließend nach Erlangen. In München begegnet er Schriftstellern, Künstlern und Literaturwissenschaftlern, darunter Lion Feuchtwanger, der ihn in seinen Kreis einführt, zu dem u.a. auch Bruno Frank, Klabund, Bertolt Brecht und Oskar Maria Graf gehören.

In Erlangen bekommt der kriegserfahrene Student bei den völkischen Studentenverbindungen erstmals zu spüren, dass er als Jude nicht zu den richtigen Deutschen gehört. Er wird 1924 von der Juristischen Fakultät der Universität Erlangen mit einer Arbeit über „Die völkerrechtlichen Grundlagen des nationaljüdischen Heims in Palästina”, seiner einzigen Arbeit mit zionistischer Thematik, zum Doktor juris utriusque promoviert. Später schreibt er: „Ich zog keine konsequenz aus meinem Bekenntnis zum Judentum, sondern wurde ein deutscher Schriftsteller …“ Seine Erfahrungen mit der „Brutstätte des Nazismus” in Erlangen verarbeitet Kantorowicz zum Schauspiel „Erlangen”, das gedruckt und von einem Bühnenvertrieb übernommen wird. Als Feuilleton-Redakteur arbeitet er für verschiedene Blätter. 1924, in seine Geburtsstadt zurückgekehrt, wurde Kantorowicz Mitarbeiter an der "Vossischen Zeitung". Sein bester Artikel ist eine Chronik der letzten Kämpfe an der Westfront: „Die letzten Wochen”. Mony Jacobs, Kulturchef der „Vossischen Zeitung”, druckt den Bericht am 31. Oktober 1925 als Leitartikel und bindet den jungen Autor an die Feuilletonredaktion. Zwei Jahre später berief ihn die "Neue Badische Landeszeitung" in Mannheim zu ihrem leitenden Kulturredakteur und Theaterkritiker. Später (1976) erinnert er sich an den Beginn einer lebenslangen Freundschaft in seinem Artikel „Die ,goldenen zwanziger Jahre` in Mannheim. Freundschaft mit Ernst Bloch”. 1928 trat er als Pariser Kulturkorrespondent der »Vossischen Zeitung« und der Ullstein-Blätter eine - teilweise - Nachfolge Kurt Tucholskys an.


Das Ende der Weimarer Republik

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Das politische Weltbild des Literaturkritikers Kantorowicz ist Ende der zwanziger Jahre noch ungefestigt. Er schreibt für Zehrers konservativ-revolutionäre Zeitschrift „Die Tat”, begeistert sich kurzfristig für die bürgerliche Deutsche Staatspartei, um dann im Herbst 1931 gemeinsam mit Arthur Koestler der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) beizutreten. Er wohnt mit Arthur Koestler und vielen anderen bekannten linken Künstlern im „Roten Block” am Laubenheimer Platz (heute: Ludwig-Barnay-Platz) im Westen Berlins. Aus dem Jahr 1932 ist ein 260 Seiten langes Manuskript mit dem Titel „Die deutsche Jugend ringt mit der Zukunft” erhalten geblieben. Das Inhaltsverzeichnis bietet einen Reigen von 42 kämpferischen Schriftstellern und Journalisten, die alle um die Jahrhundertwende geboren sind und von Kantorowicz für wichtig gehalten werden. Das reicht von der politischen Rechten bis zur politischen Linken, von Ernst Jünger bis Johannes R. Becher. Ausgespart sind dabei Verfasser des verachteten Juste milieu der Weimarer Zeit, Sozialdemokraten und Deutsche Demokraten. Kantorowicz engagiert sich als Kontaktmann der KPD zu nationalrevolutionären Kreisen und agiert gemeinsam den Bewohnern der Künstlerkolonie mit Flugblättern und Plakaten gegen das Vordringen des Nazismus Anfang der Dreißiger Jahre. In seinen Erinnerungen schreibt er: "Vertrauen in die Gültigkeit und Dauerhaftigkeit der Theorie, die eine von Krisen, Kriegen, Ausbeutung und Unterdrückung befreite humane Ordnung der gesellschaftlichen Verhältnisse verhieß, und Opposition gegen die rohe, dumme, den Kadavergehorsam der Mitgliedschaft erzwingende Tagespraxis der führenden Parteifuntionäre waren fast vom ersten Tage meines Eintritts in die Kommunistische Partei an miteinander verzahnt."


Die Machtübergabe an die Nationalsozialisten und der Weg ins Exil

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Mit der Ernennung Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 war Kantorowicz in seiner Wohnung nicht mehr sicher. Er findet Unterschlupf bei dem mit ihm befreundeten nationalen Schriftsteller Friedrich Hielscher, wo er allabendlich mit Leuten der SA zusammentrifft. Kantorowicz setzt Hielscher mit seiner Erzählung „Standartenführer Krencker“ ein kleines Denkmal. Am 19. Februar 1933 findet in der Kroll-Oper der Kongress Das Freie Wort statt, wo „zum letzten Mal der Ruf nach Gedankenfreiheit ertönte“. Erich Everth hielt ein flammendes Plädoyer für die Erhaltung der Pressefreiheit. Im Vorfeld des Kongresses schrieb Kantorowicz in der kommunistischen „Welt am Abend“, „es gebe Zeiten, da das Freie Wort nicht mehr mit Worten, sondern durch die Tat verteidigt werden müsse.“ Als Folge wurde die Zeitung umgehend verboten und gegen Kantorowicz Haftbefehl erlassen. Am 12. März 1933 beginnt die Zeit des Exils in Frankreich. In Paris zieht er in das Hotel „Helvetia“, in dem er schon als Korrespondent gewohnt hatte.

Veröffentlichungen

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(posthum)