Corps Palatia Bonn

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Palatias Wappen, im Herzschild die Burg Pfalzgrafenstein

Das Corps Palatia Bonn ist eine farbentragende Studentenverbindung, genauer ein Corps, das seit dem Ausschluss aus dem Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) nicht mehr pflichtschlagend ist. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Die Corpsmitglieder werden „Bonner Pfälzer“ genannt.

Couleur und Sprüche

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Mensur Hansea I c/a Palatia Bonn (1842)
Früheres Corpshaus der Palatia, I. Fährgasse 1 (1910)[1]

Palatia hat die Farben „violett-weiß-rot“ mit silberner Perkussion. Die Füchse trugen ein Fuchsenband in „violett-weiß-violett“ mit silberner Perkussion, das jedoch 1974 abgeschafft wurde. Der Wahlspruch der Pfälzer lautet „Fortis ut palma florebit“ (Psalm 92, Vers 12; deutsch: „Der Starke wird gedeihen wie eine Palme“). Der Wappenspruch lautet sincere et constanter (deutsch: aufrichtig und standhaft).

Das Corps Palatia ging aus der Bonner Tischgesellschaft der „Treveraner“ (Trierer) hervor. Deren prominentestes Mitglied[2] soll der junge Jura-Student Karl Marx gewesen sein, der hier als 17-Jähriger eine unbeschwerte Zeit erlebt und auch den Karzer kennengelernt hatte.[3]

Am 10. August 1838 wurde die Trierer Tischgesellschaft zum Corps Palatia Bonn. Gründungsmitglieder waren Franz Carl von Gaertner, Ludwig Simon, Eduard Lintz, Carl Krug von Nidda und Friedrich Schneider.[4] Es war seit dem Jahre 1856 Mitglied im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV). Im 19. Jahrhundert zählte das Corps vor allem Mitglieder aus Industriellen- und Unternehmerfamilien zu seinen Mitgliedern (z. B. Leverkus, Haniel, Schnitzler, Schoeller, Deichmann). Es waren aber auch zahlreiche Politiker in den Reihen der Pfälzer zu finden. In dieser Zeit galt das Corps Palatia als das wohlhabendste aller Corps.

Palatias Ehrenmitglied Alexander von Claer unterstützte Leonhard Zander 1881 bei seiner Kösener Reforminitiative. 1885 erwarb eine Aktiengesellschaft aus alten Herren die bisherige Corpskneipe als Eigentum, womit Palatia das erste Korporationshaus Bonns besaß.

Die Zeit der beiden Weltkriege

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Im Jahre 1933 wurde unter dem Druck der NS-Regierung in den Studentenverbänden, auch im Kösener Senioren-Convents-Verband, der „Ariergrundsatz“ eingeführt. 1934 forderte zudem der Allgemeine Deutsche Waffenring bei seinen Mitgliedsverbänden den Ausschluss der „Judenstämmlinge und jüdisch Versippten“. Daraufhin löste sich das Corps Palatia am 12. Oktober 1935 im Hotel Continental in Berlin wegen der „Unvereinbarkeit des Korporationswesens mit dem Nationalsozialismus“ auf.

1953 wurde das Corps rekonstituiert. Fünf Jahre später wurde erwogen, die Pflichtmensur abzuschaffen. Als Mutprobe mit der Waffe sei sie – zumal vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges – keine zeitgemäß würdige Fortsetzung alter ritterlicher Tradition. Außerdem sei der erzieherische Wert fragwürdig, bei lediglich einer Pflichtmensur jedenfalls aber gering. Eine sportliche Bedeutung sei der Mensur auch nicht beizumessen.

Diese Erwägungen führten am 22. Mai 1958 auf dem Kösener Congress in Würzburg dazu, dass Palatia den Antrag stellte, das pflichtgemäße Schlagen von Mensuren als Voraussetzung für den Erwerb eines Burschenbandes im KSCV abzuschaffen. Da jedoch keines der anwesenden Mitglieder des Corps Palatia die für die Reception in ein Kösener Corps mindestens erforderliche Mensur gefochten hatte, stellte der CC der Rhenania Bonn den Antrag, die Vertreter des Corps Palatia auszuschließen. Dieser Antrag wurde angenommen. Daraufhin wurde der vorherige Antrag der Palatia nicht mehr behandelt (sog. „Tagesordnungstrick“). Dies führte zum Ausschluss des Corps Palatia aus dem KSCV. Am 5. Juli 1958 schafften die Pfälzer die Pflichtmensur formal ab und waren damit das erste Corps, das diesen Schritt tat.

Auswärtige Beziehungen

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Das Corps Palatia ist heute verbands- und kreisfrei, unterhält aber seit 1998 (erneut) ein befreundetes Verhältnis mit dem Corps Bremensia, das 1971 aus ähnlichen Gründen wie die Palatia aus dem KSCV ausgetreten ist. Vor dem Ausschluss aus dem KSCV bestanden mehrere Verhältnisse zu anderen Corps des Verbandes, unter anderem zum Corps Hannovera Göttingen sowie zum Corps Palatia Straßburg, mit dem das Corps Palatia Bonn den sog. „Violetten Kreis“ bildete.

Bonner Pfälzer

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Abgeordnete und Minister

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Hochschullehrer

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Unternehmer und Industrielle

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Kommunal- und Ministerialbeamte

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  • Hans Gerhardt: Hundert Jahre Bonner Corps. Die korporationsgeschichtliche Entwicklung des Bonner S. C. von 1819 bis 1918. Mit einem geschichtlichen Nachtrag bis zur Gegenwart sowie mit 148 zeitgenössischen, größtenteils unveröffentlichten Bildern im Text und drei farbigen Abbildungen. Verlag der Deutschen Corpszeitung, Frankfurt am Main 1926.
  • Klara van Eyll: 150 Jahre Corps Palatia Bonn 1838–1988. Bonn 1988.
  • Georg-Christoph von Unruh: 1913-2009: Palatia zu Bonn, Kalkumer Verlag, Düsseldorf 1984
  • Kösener Archiv im Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg.
Commons: Corps Palatia Bonn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 23.
  2. Dass das stimmt, ist sehr unwahrscheinlich; denn die Namen auf der Rückseite des Stiches wurden vor dem „Weißen Roß“ von Schneider 1892 angebracht. Dieser Schneider war aber erst in Bonn immatrikuliert, als Karl Marx schon in Berlin war. Desgleichen sind auch andere Personen nicht mehr in Bonn, als dieser dort anfing zu studieren. Siehe dazu Manfred Schöncke: ‚Ein fröhliches Jahr in Bonn‘? Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge, Hamburg 1994, S. 239–255, hier S. 243–246.
  3. sbt: Russe folgte den Spuren von Karl Marx. Zwei Aufenthalte in den Akten – Dr. Besymenski sprach. Bonner General-Anzeiger vom 26. Juli 1978
  4. 150 Jahre Corps Palatia Bonn 1838–1988